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Die Podiumsteilnehmer: Moderator Hans Peter Niederhäuser, Max J. Lieber, Christine Annette Demel, Mark Kilchmann-Kok, Rahel Voirol-Sturzenegger und Rehan Neziri (von links). (Bild: Bild: Brenda Zuckschwerdt)

 

Was können einzelne Religionen zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen? Darüber diskutierten in Weinfelden fünf Vertreter verschiedener Religionen.

Brenda Zuckschwerdt

 

 

WEINFELDEN. «Religionen haben das Potenzial, Konflikte zu schüren.» Das sagte der katholische Theologe Tobias Karcher in seiner Einleitung zum Podiumsgespräch, zu dem sich rund 50 Interessierte im katholischen Pfarreizentrum Weinfelden eingefunden hatten. Karcher ist Direktor des Lassalle-Hauses, einem Zentrum für Spiritualität, für den Dialog der Kulturen und Religionen sowie für soziale Verantwortung. Gleichzeitig ist das Lassalle-Haus Geschäftsstelle der 1990 von Hans Küng gegründeten Stiftung Weltethos, die auf den Dialog zwischen den Religionen setzt.

Nebst dem Potenzial zu Konflikten hätten Religionen auch das Potenzial, Frieden zu stiften, sagte Karcher. «Es liegt an uns, die gute Seite der Religion zu entfachen.» Dazu seien gemeinsame Projekte ideal, denn sie bauten Vertrauen auf. Er habe beispielsweise einmal in Deutschland zusammen mit einer islamischen Gemeinschaft eine Suppenküche organisiert. Daraufhin wurde er dazu eingeladen, gemeinsam das Fussballspiel Deutschland-Türkei anzuschauen – in einer Moschee.

«Religionen werden immer mehr als konfliktträchtig wahrgenommen», sagte Hans Peter Niederhäuser, der das nachfolgende Podiumsgespräch leitete. Podiumsteilnehmer waren Rehan Neziri von der Albanisch-Islamischen Gemeinschaft «Hëna e re» in Kreuzlingen, Mark Kilchmann-Kok, Bahai-Religion (Romanshorn), Rahel Voirol-Sturzenegger von der Evangelisch-Reformierten Kirche Frauenfeld, Max J. Lieber, Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Pfyn), sowie Christine Annette Demel von der Römisch-Katholischen Kirche Frauenfeld. Zum Podium geladen hatte der 2010 gegründete Interreligiöse Arbeitskreis für den Kanton Thurgau. Der Arbeitskreis wolle dazu führen, dass sich die Religionen und die Menschen besser kennenlernten, so Präsident Jürgen Klaumünzner. «Zu etwas, was man kennt, hat man eine ganz andere Beziehung.»

Wie schwierig ein sachlicher Dialog aber ist, zeigte sich, als sich Willy Schmidhauser, Präsident der SD Thurgau, gegen den Islam zu Wort meldete. Es sei ein Skandal, dass ein katholischer Priester an einem solchen Podium teilnehme, meinte er, und sorgte mit seinem impulsiven Auftritt für einen Eclat.

 

Thurgauer Zeitung, 01.04.2011